Klima-Streik in Rösrath zieht viele Bürger:innen an – Forderung von „Rösrath for Future“ nach mehr Erneuerbaren Energien, schnellerem Handeln in der Klimakrise

Tomorrow is too late“- so lautete das Motto des Globalen Klimastreiks, an dem sich am Freitag, 3. März, rund 200 Bürger:innen aus Rösrath beteiligten. „Hoch mit dem Klimaschutz, runter mit der Kohle“ schallte es über die Hauptstraße. Vom Sülztalplatz liefen die Demonstrant:innen bis weit hinter den Bahnhof Rösrath und wieder zurück. Dabei wurde klar: Vielen Menschen in Rösrath ist die Dinglichkeit der Klimakrise bewusst und fordern von Politik und Verwaltung konsequentes und schnelles Handeln.
Die letzten Jahre haben uns Gewissheiten gebracht. Wir haben immer mehr Wissen über die Zu- sammenhänge auf unserem Planeten gesammelt. Wir haben Gewissheiten darüber angehäuft, wie sich das Leben für uns verändern wird, wenn wir es nicht schaffen, die globale Erwärmung zu stoppen“, sagte Marian Steinbach von Rösrath for Future in seiner Rede auf dem Sülztalplatz. „Eine Gewissheit, die wir nicht haben, ist die, dass wir wirklich verstanden haben.
Und das sieht „Rösrath for Future“ auch vor Ort: Viele Ankündigungen von Verwaltung und Politik, aber tatsächliche Veränderungen gibt es bislang nicht. „Wir dürfen keinen Zweifel daran lassen, dass wir unseren Beitrag zur Lösung des Problems leisten wollen!“, betonte Steinbach.
Dabei liegen Lösungen auf der Hand: Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien, eine Verkehrs- und Städtebauwende hin zu grünen lebenswerten Orten.
Genau das wollen auch die Kinder, die „Rösrath for Future“-Mitglied Miriam Gogel in ihrem Beitrag zu Wort kommen ließ. Die Mädchen und Jungen teilten in zuvor aufgenommen Sprachnachrichten mit, was sie sich für eine Zukunft wünschen: Weniger Müll, mehr Platz für Fahrräder. Oder wie Miriam Gogel es ausdrückte: „Lasst uns weniger vorsichtig und mehr disruptiv sein! Lasst
uns ,Geht doch eh nicht’ und ,Das war schon immer so’ durch ,Probieren wir das mal’ ersetzen!“


Reden im Wortlaut

Schon immer habe ich mich mit Klimaschutz beschäftigt. Mit etwa 7 oder 8 Jahren habe ich mit meiner Kindheitsfreundin den Umwelttierschutz gegründet, wir haben Müll gesammelt und hatten sogar – wenn ich mich recht erinnere – eine Pressesprecherin und eine Satzung. Nuja, etwa ein Jahr hat der Verein existiert. Und obwohl mich das Thema seither gedanklich begleitet, war es doch das, was bis vor zwei Jahren, Aktivismus am nächsten kam – weil ich nicht den Mut hatte, meine Träume zu verfolgen, weil ich bequem war, weil ich nicht anecken wollte.

Eigentlich bin ich zurückhaltend und leise, aber heute bin ich lauter und spreche hier zu euch! Ich verteidige meine Standpunkte. Die Ausgangslage ist glasklar! Keine Kohle mehr aus dem Boden holen! Fossile Energien so schnell wie möglich abschaffen!

Warum ist das heute anders? Warum bin ich heute laut? Weil ein 15-Jähriges Mädchen den Mut hatte, ihren Standpunkt klar zu machen, bequeme Erwachsene herauszufordern – auch mich, den Finger in die Wunde zu legen – allem Hass und allem Belächeln zum Trotz. Sie hat unglaublich viel erreicht mit der Bewegung, die sie gestartet hat. Millionen von Menschen beschäftigen sich nun ernsthaft mit der Klimakrise und was man dagegen tun kann. Wenn man nun im beruflichen und privaten Kontext über Klimakrise spricht, ist man nicht mehr Exot:in!

Greta hat gezeigt: niemand ist zu klein um groß zu sein! Und ich sage: niemand ist zu alt um zu träumen und die eigenen Träume in die Tat umzusetzen. Lasst uns wieder mutig sein und Veränderungen radikal umsetzen.

 Wir dürfen mehr träumen! Wie die Kinder, die in ihrer Ehrlichkeit Dinge oft so klar aussprechen, die mutig sind! Wir Erwachsene bezeichnen das oft als Naivität. Als Eltern einer Generation, der mehr Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit beigebracht wird, staunen wir täglich, wie mutig unsere Kinder sind und mit welchem Selbstverständnis sie Dinge umsetzen, die sie sich ausgedacht haben mit großartigem Ergebnis. Oft wird das als frech und realitätsfern betrachtet. Ich sehe das anders. Vielleicht wurde auch nur beigebracht, zu glauben, dass wir Dinge nicht verändern können. Dass wir nicht laut sein dürfen, dass wir funktionieren müssen, dass wir nicht zu sehr hinterfragen sollen!

Lasst uns weniger vorsichtig und mehr disruptiv sein! Lasst uns „geht doch eh nicht“ und „das war schon immer so“ durch „probieren wir das mal“ ersetzen! Lasst uns nicht zig Argumente sammeln, warum es schief gehen kann, sondern zeigen, dass es geht und auf die schauen, die es geschafft haben. Lasst uns alte Gewissheiten hinterfragen und auf die Visionen einlassen, die uns eine andere, lebenswertere Zukunft zeigen! Lasst uns nicht nach dem Perfekten streben, sondern zur Unperfektheit stehen! Lasst uns unseren Kindern ein Vorbild sein!

An alle, die hier sind: egal, wie ihr euch im privaten verhaltet, welche Maßnahmen ihr bereits umsetzt – allein, dass ihr hier seid, ist so elementar wichtig und bewegt so viel. Wie Marian gesagt hat, wir müssen zeigen, dass wir diesen Wandel wollen. Denn ohne Strukturwandel, der durch globale, nationale und regionale politische und gesellschaftliche Maßnahmen eingeleitet wird, können wir uns im privaten Bereich auf den Kopf stellen! Beides muss zusammengreifen!

Lasst und mehr träumen! Lasst uns mehr wie Kinder sein! Deshalb möchte ich auch jetzt die Kinder sprechen lassen!

Miriam Gogel

Toll, dass Ihr heute hier seid!

Viele von uns brauchen dringend dieses Zeichen, die Gewissheit, dass wir nicht alleine sind mit der Sorge um unsere Zukunft, um die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder.

Liebe Rösratherinnen und Rösrather, die letzten Jahre haben uns eigentlich viele Gewissheiten gebracht. Wir haben immer mehr Wissen über die Zusammenhänge auf unserem Planeten gesammelt. Wir haben Gewissheiten darüber angehäuft, wie sich das Leben für uns verändern wird, wenn wir es nicht schaffen, die globale Erwärmung zu stoppen.

Wir sehen die Auswirkungen auch hier bei uns. Ob andauernder Starkregen und die sogenannte Jahrhundertflut, wie im Juli 2021, oder lang anhaltende Trockenheit, die in unseren Wäldern unübersehbare Zerstörung anrichtet. Beide sind eine Folge der Klimaerwärmung. Beide Probleme werden häufiger auftreten. Das wissen wir alles!

Die Gewissheit, die uns fehlt, ist die, dass wir wirklich verstanden haben.

Dass wir verstanden haben, dass besonders wir Wohlhabenden hier in Europa, besonders in Deutschland, ja, auch besonders hier in Rösrath, für diese Klimaveränderung verantwortlich sind.

Dass wir verstanden haben, dass nur wir Menschen, und zwar nur gemeinsam, den Klimawandel aufhalten können.

Dass wir verstanden haben, dass jedes Gramm CO2 wichtig ist. Egal, wo auf der Welt es ausgestoßen wird.

Und noch eine Gewissheit fehlt uns. Denn wir sehen nicht, dass wir tatsächlich etwas unternehmen gegen dieses gewaltige Problem!

– – –

Liebe Rösratherinnen und Rösrather,

lasst uns endlich gemeinsam entschlossen gegen dieses Problem kämpfen!

Lasst uns Rösrath umbauen zu einem Ort,

  • an dem es einfach ist, ein nachhaltiges Leben zu führen.
  • Wo wir die meisten Wege zu Fuß, mit dem Rad, oder mit dem Bus erledigen können.
  • Wo die Kita und die Grundschule in direkter Nähe zum Wohnort liegt.
  • Wo Kinder nicht uns Eltern und unsere Autos brauchen, um zu Freunden oder zum Sportverein zu kommen.
  • Wo wir auf einander Rücksicht nehmen und uns ohne Angst nebeneinander auf den Straßen bewegen können.

Lasst uns unsere Dächer und Balkone vollpacken mit Solaranlagen! (Egal, wie schön oder denkmalwürdig unser Haus.)

Stellen wir sicher, dass jedes neu gebaute Haus Teil der Lösung wird, nicht Teil des Problems.

Lasst uns Wärmepumpen installieren wo immer möglich, und Wärmenetze bauen, sodass niemand mehr mit Öl oder Gas heizen muss.

Lasst uns unseren Nachbarn für ihre Wärmepumpen und Solaranlagen danken, denn sie helfen, unser aller Problem zu lösen.

Lasst uns die Energie, die wir in Rösrath benötigen, selber produzieren. Keiner soll auf die Idee kommen, für unseren Bedarf irgendwo anders Menschen umzusiedeln, um Kohle aus der Erde zu holen und zu verbrennen.

Lasst uns mehr Strom erzeugen, als wir selber brauchen. Sorgen wir dafür, dass diese Energie sinnvoll gespeichert und genutzt werden kann.

Lasst uns nicht auf andere warten und hoffen, sondern auch auf Rösrather Stadtgebiet Windkraftanlagen aufstellen. Denn es ist ein Gebot der Solidarität, und ein Gebot der wirtschaftlichen Cleverness, das nicht anderen zu überlassen.

Viele von uns versuchen im Privaten ihr bestes, um ein Leben zu führen, dass die Begrenztheit unserer Ressourcen anerkennt. Und das ist aller Ehren wert. Aber dieser Ansatz  ist auch frustrierend, weil er so begrenzt ist, weil er nicht ausreicht!

Uns geht es hier um die wirklich großen Hebel. Um die in Bewegung zu setzen, müssen wir alle gemeinsam anpacken.

Hier muss natürlich die Verwaltung und die Politik vorangehen!

(Und damit Sie das auf jeden Fall richtig verstehen, Frau Schulze: als Bürgermeisterin sind sie hier selbstverständlich angesprochen!)

Aber wir dürfen uns nicht wegdrehen und denken, dass Verwaltung und Politik das ohne uns können. Wir müssen uns einbringen, wir müssen unsere Forderungen laut hörbar machen. Wir müssen unsere Unterstützung für Veränderungen laut und deutlich ausdrücken. Wir dürfen keinen Zweifel daran lassen, dass wir unseren Beitrag zur Lösung des Problems leisten wollen!

Lasst uns gegenseitig die Gewissheit geben, dass wir dieses gewaltige Problem sehen, dass wir es verstanden haben, dass wir es lösen müssen, und dass wir es gemeinsam lösen wollen. Nicht irgendwann, sondern sofort. Und nicht irgendwo, sondern hier in Rösrath.

Wir können und müssen unseren Beitrag zum Kampf gegen die globale Erwärmung jetzt und hier in Rösrath leisten.

Bitte helft mit, diese Botschaft zu verbreiten. Gleich auf dem Weg durch Rösrath. Und auch danach, morgen und übermorgen und darüber hinaus. Vielen Dank!

Marian Steinbach
200 Menschen bei Klimastreik in Rösrath

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