Klimakrise ist jetzt. Für eine Lösung muss auf allen Ebenen (global, national, Länder und Kommunen) aktiv an einer schnell zu erreichenden Klimaneutralität gearbeitet werden.
Für unsere Stadt Rösrath bedeutet dies: Stadt und Bürger:innen arbeiten ab heute gemeinsam daran, Klimaneutralität bis 2035 zu erreichen und zu leben. So entwickeln wir uns zu einer nachhaltigen Kommune, die damit nicht nur für ihre Bewohner:innen lebenswert, sondern auch für Zuzügler und Gewerbe attraktiv ist.
Dabei hat Rösrath verschiedene Besonderheiten, die die Erreichung der Klimaneutralität erleichtern oder erschweren: Pendler:innen-Stadt, mehrere Ortsteile, kreuzende Landesstraßen, Tal mit hügeliger Topografie.
Klimaneutralität muss zentrales Leitbild für Stadtrat, Stadtverwaltung und städtische Betriebe werden. Unsere Vision eines klimaneutralen Rösraths umfasst die ganze Stadt – schließt also Privatbereich und Gewerbe mit ein.
Die Vision „Klimaneutrales Rösrath 2035“ muss als verbindliches Ziel durch den Stadtrat beschlossen werden. Nur so wird Klimaneutralität auch erkennbar für die Bürger:innen und Gewerbetreibenden unserer Stadt.
Damit die Umsetzung der Vision gelingt, fordern wir die Bürger:innen in die Transformation einzubeziehen bspw. über einen Bürger:innen-Rat. Außerdem ist gezielte Öffentlichkeitsarbeit inkl. Information und Bildung wichtig.
Umsetzung der Vision
Die Vision Klimaneutrales Rösrath 2035 muss sich auf alle relevanten Bereiche des Lebens in unserer Stadt beziehen: vor allem Mobilität, Energiewirtschaft und Gebäude, aber auch Umwelt- und Gewässerschutz, Ernährung, Land- und Forstwirtschaft. Im Folgenden gehen wir auf die drei Punkte ein: Mobilität, Energie und Gebäude.
- Mobilität
Wir haben das Ziel, dass die Bürger:innen für Wege innerhalb Rösraths kein Auto benötigen. Das bedeutet, dass Fuß- und Radverkehr sowie der ÖPNV gegenüber dem Kfz soweit wie irgend möglich Priorität bekommen.
Dies ist in Rösrath trotz der hügeligen Topografie möglich, denn Tallagen und E-Bikes erlauben das Ziel dennoch zu erreichen. Hierfür muss die angstfreie Nutzung von Fahrrädern und ein angenehmes Gehen jedoch erst ermöglicht werden.
Zur Umsetzung dieses Ziels gehört:
- Schaffung von sicheren, baulich getrennten und breiten Rad(schnell)wegen zwischen den Ortsteilen und Zentren der Stadt
- Flächendeckende Carsharing-Angebote (inkl. Lastenrädern), auch in Wohngebieten – damit Bürger:innen nicht auf ein eigenes Kfz angewiesen sind.
- Schaffung autofreier Stadtquartiere
- ÖPNV durch ein dichtes, vollständig vernetztes Angebot, ergänzt durch Rufbussysteme. Diese Angebote sind frei von Treibhausgasemission.
- Sicherung der Mobilität über die Stadtgrenzen hinaus durch Zusammenarbeit mit relevanten Entscheidungsträger:innen.
- Zur Steigerung der Sicherheit und für mehr Wohn- und Aufenthaltsqualität nutzt die Stadt alle rechtlichen Möglichkeiten für Tempo 30 und schafft idealerweise verkehrsberuhigte Geschäftsbereiche.
- Der öffentliche Raum wird zugunsten der Lebensqualität neu aufgeteilt. Dazu gehört die Reduktion von Parkplätzen für Autos zu Gunsten von baulich abgetrennten Geh-/Radwegen, Fahrradständern und Pflanzen. So werden auch störende Fahrräder auf Gehwegen vermieden.
- Die Stadt setzt konsequent die neuesten Empfehlung der FGSV (Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen) bis 2035 auf allen Straßen um gemäß „E Klima 2022, Ausgabe 2022, https://www.fgsv-verlag.de/pub/media/pdf/Steckbriefe_E_Klima.pdf.
- Moderne Zebrastreifen werden soweit rechtlich begründbar überall eingesetzt, um die Priorität des Fußverkehrs deutlich erkennbar umzusetzen.
- Die geplante Kfz-zentrierte Unterführung am Bahnhof Rösrath wird nicht umgesetzt.
- Infrastruktur wird dezentral angelegt, damit Rösrather:innen kurze Wege haben.
Mit diesen Maßnahmen werden auch die Ortszentren und die Wohnquartiere wieder belebt. Kinder können in Wohngebieten wieder auf den Straßen spielen und müssen nicht auf Spielplätzen eingezäunt werden. Rettungsdienste werden nicht mehr durch breite parkende Fahrzeuge behindert.
2. Energiewirtschaft
Die Energiegewinnung und -nutzung wird bis 2035 vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt.
Zur Umsetzung dieses Ziels gehört:
- Eine Solarkoordinierungsstelle bietet gezielte Beratungs-, Informations-, Förderungs- und Unterstützungsangebote an und leistet entsprechende Öffentlichkeitsarbeit, um einen flächendeckenden Photovoltaikausbau umzusetzen und aktuelle Barrieren abzubauen.
- Alle städtischen Gebäude sowie dafür geeignete Freiflächen werden mit Photovoltaikanlagen bestückt.
- Energiespeicheranlagen müssen ausgebaut werden.
- Die Stadt startet eine Ausbildungsoffensive, in Form von Weiterbildungskursen für Handwerker:innen oder bildet Kooperationen mit der HWK, Berufsschulen etc.
- Das Aufstellen von Windkraftanlagen muss erneut kritisch überprüft werden und jede noch so kleine Fläche für Windkraft genutzt werden. Dabei muss kritisch überprüft werden, ob aktuelle Tabubereiche aufgehoben werden und für eine mögliche Windkraftnutzung frei gegeben werden können. Öffentlichkeitsarbeit schafft Akzeptanz in der Bevölkerung.
- Der Ausbau der klimaneutralen Wärmeversorgung muss mit einer ähnlichen Kampagne für Wärmepumpenheizungen angetrieben werden, wie wir für Photovoltaikanlange beschrieben (s.o.). Zusätzlich fordern wir die Bildung eines Netzwerks zur Erarbeitung weiterer Lösungen für z.B. Mietshäuser. Dieses Transformations-Netzwerk soll bestehen aus Wissenschaft, Handwerk, Wirtschaft, Stadtwerke und der Stadtverwaltung.
- Eine Kompensation in z.B. Aufforstungsprojekte oder Zertifikathandel lehnen wir ab, weil diese Instrumente die Dekarbonisierung verzögern und nicht (unmittelbar) der Klimaneutralität der Stadt und Region dienen.
Zur Information und Unterstützung der Dekarbonisierung fordern wir die Stadt auf, jährlich über die verbrauchte fossile Energie und die erzeugte erneuerbare Energie für das Stadtgebiet zu berichten.
3. Gebäude und Quartiere
Ein klimaneutraler Gebäudebestand in Rösrath wird anvisiert. Hierzu müssen alle Aspekte in Bezug auf Energieeffizienz, energetische Sanierungen und Ausbau erneuerbarer Energien integriert betrachtet werden. Quartiere werden nicht mehr PKW-zentriert gebaut, sondern bieten verschieden Möglichkeiten der Fortbewegung.
Zur Umsetzung dieses Ziels gehört:
- Einführung für verpflichtende Klimaschutzleitlinien für Neubauvorhaben, diese umfassen alle Schritte in der Bauplanung inkl. Erneuerbare Energien, klimafreundliche Baumaterialien, Fassaden- oder Dachbegrünung, die Integrierung von Regenwassertanks usw.
- Es werden gezielte Beratungs- und Bildungsangebote geschaffen für die Energieeffiziente Nutzung bzw. Sanierung von Gebäuden, diese richten sich an Immobilieneigentümer:innen sowie an Bauherr:innen und Handwerker:innen.
- Zur Klimafolgenanpassung erfolgt ein Verbot von Steingärten und Gabionen sowie eine Versiegelungsbegrenzung.
- Bei Neubauvorhaben wird der Fokus auf effizienten Flächenverbrauch gelegt und Mehrfamilienhäuser durch Begrünungen, Spielflächen usw. attraktiver gestaltet. Alle Möglichkeiten des BauGB für Klimawandelbegrenzung und -folgenanpassung müssen genutzt werden
- Es werden autofreie Gebiete geschaffen (Vgl. Köln Nippes Autofreie Siedlung) bzw. Quartiere in denen Bewohner:innen wenig PKW-Parkplätze vorfinden, dafür vermehrt geschützte ebenerdige Fahrradabstellbereiche bzw. gute Anbindungen an den ÖPNV und Carsharing.
- Im Zuge der Freigabe neuer Baugebiete Berücksichtigung alternativer Fortbewegungsmöglichkeiten, z.B. durch aktive Planung von kurzen Fuß- und Radwegen (Abkürzungen).
Für das Ziel der Klimaneutralität 2035 muss Rösrath das Rad nicht neu erfinden. Vielmehr muss Rösrath aufpassen, auch in Zukunft eine moderne, attraktive Stadt zu bleiben. Umliegende Großstädte wie Köln und Bonn haben detaillierte Pläne zur Umsetzung der Klimaneutralität bis 2035 mit integrierten Kontrollinstanzen vorgelegt. Diese gilt es für die genannten Besonderheiten unserer Stadt anzupassen und umzusetzen.